Selbsthilfe: Jahresbericht 2023 des El-dro-ST e.V.

Das Selbsthilfebüro der Paritätischen Sozialdienste in Karlsruhe veröffentlicht für Selbsthilfegruppen und Freunde der Selbsthilfe aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe folgende Mitteilung:

EL-dro-ST darf auf ein Jahr zurückzublicken, das von großem Engagement, intensiver Gruppenarbeit und besonderen Anstrengungen im Umgang mit der Herausforderung der Doppeldiagnose geprägt war.

Engagement und Termine: Das Jahr 2023 war geprägt von einem beeindruckenden Maß an Engagement seitens unserer Mitglieder. Gemeinsam haben wir zahlreiche Veranstaltungen, Informationsabende und Workshops organisiert, um nicht nur betroffene Eltern, sondern auch die Gesellschaft über die Thematik der Drogenabhängigkeit bei Kindern aufzuklären. So haben wir auch aktiv an lokalen Events teilgenommen und viele Besuche bei Einrichtungen und Institutionen durchgeführt, um unsere Arbeit bekannt zu machen. Interviews u.a. für ein Filmprojekt der LV BW ApK sowie Radio Loca in Karlsruhe waren Teil dieser Öffentlichkeitsarbeit.

Das große Interesse und die rege Teilnahme an unseren Gruppenabenden und Veranstaltungen zeigen uns, dass das Bewusstsein für diese Thematik wächst und dass unser Netzwerk an Mitstreitern stetig größer wird. So luden wir Referenten ein zu Themen wie Arbeit der Drogenberatung, Arbeit der Polizei, EX-IN Genesungsbegleitung, Trauerbegleitung, EUTB (ergänzende unabhängige Teilhabeberatung). Wir sind stolz darauf, dass unser Verein ein verlässlicher Anlaufpunkt für Angehörige ist, die mit der Herausforderung der Drogenabhängigkeit ihrer Kinder konfrontiert sind.

Kontinuierliche Gruppenarbeit: Die Basis unserer Arbeit bildet die kontinuierliche Gruppenarbeit, in der betroffene Eltern und Angehörige einen geschützten Raum finden, um ihre Erfahrungen zu teilen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Unsere Gruppe bietet emotionalen Halt und ermöglicht den Betroffenen den Austausch von bewährten Methoden im Umgang mit der Suchterkrankung ihrer Kinder. Die gemeinsame Stärkung trägt dazu bei, dass Eltern besser für die Herausforderungen gewappnet sind und gestärkt aus der Gruppe hervorgehen.

Trauer um den Verlust eines Kindes aus unserer Gruppe: Wir möchten nicht nur die Erfolge und positiven Entwicklungen erwähnen, sondern auch auf zwei schmerzliche Verluste in unserer Gemeinschaft eingehen, die uns tief bewegt haben.

Im vergangenen Jahr mussten wir einen tragischen Todesfall innerhalb unserer Gemeinschaft verkraften. Der Verlust hat uns alle tief getroffen und verdeutlicht die Dringlichkeit unserer Mission. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den betroffenen Eltern und Angehörigen. In dieser schweren Zeit möchten wir als Gemeinschaft zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen.

Abschied von einem Pionier der Drogenarbeit in unserer Stadt: Des Weiteren möchten wir unserer Trauer um Herrn Wolfgang Indlekofer, einem herausragenden Pionier in der Drogenarbeit weit über unsere Region hinaus, Ausdruck verleihen. Der Verlust dieses engagierten Wegbereiters hat nicht nur unsere Gemeinschaft, sondern die gesamte Stadtgesellschaft tief bewegt. Sein leidenschaftlicher Einsatz in der Rehaklinik Freiolsheim hat Spuren hinterlassen und wird als Vermächtnis weiterleben.

Besondere Anstrengungen im Umgang mit Doppeldiagnose: Die Doppeldiagnose, also die gleichzeitige Diagnose von Suchterkrankung und einer weiteren psychischen Störung, stellt für viele Familien eine besonders komplexe Herausforderung dar. Im vergangenen Jahr haben wir uns verstärkt diesem Thema gewidmet. Durch die Organisation von speziellen Informationsveranstaltungen, den Austausch mit Fachleuten und die Einbindung von Experten konnten wir den betroffenen Familien gezielte Hilfestellungen bieten.

So konnten wir im vergangenen Herbst an der Tagung der Deutschen Fachgesellschaft für Psychose und Sucht in Kiel teilnehmen. Diese Veranstaltung bot uns die Möglichkeit, mit führenden Experten auf dem Gebiet in Kontakt zu treten, neueste Erkenntnisse zu sammeln und unsere Perspektiven zu erweitern. Die Teilnahme an dieser Tagung hat unser Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zwischen Suchterkrankung und psychischen Störungen vertieft.

Kontaktaufnahme mit den Angehörigen psychisch Kranker: Wir haben aktiv den Dialog mit den Angehörigen psychisch Kranker gesucht, um die Brücke zwischen unseren Organisationen zu schlagen. Diese Initiative führte zu einem regen Austausch von Erfahrungen, Wissen und bewährten Praktiken. Der intensive Dialog hat nicht nur dazu beigetragen, das Verständnis für die Bedürfnisse der betroffenen Familien zu vertiefen, sondern auch die Grundlage für mögliche gemeinsame Projekte und Kooperationen geschaffen.

Diskussionspapier „Doppeldiagnose“ von Andreas: Ein besonders herausragendes Ereignis in unserem Engagement für die Doppeldiagnose ist die Erarbeitung des Diskussionspapiers „Doppeldiagnose“ durch Andreas. Dieses Dokument soll nicht nur die besonderen Herausforderungen im Umgang mit einer Doppeldiagnose aufzeigen, sondern auch Missstände in der gegenwärtigen Behandlung benennen. Das Doppeldiagnose-Papier ist ein erster Entwurf und soll als Grundlage dienen, um auf höherer Ebene auf die drängenden Probleme aufmerksam zu machen und positive Veränderungen zu initiieren.

Die Erstellung dieses Diskussionspapiers markiert einen wichtigen Schritt in unserer Mission, die Bedingungen für Eltern von drogenabhängigen Kindern mit Doppeldiagnose wie auch für die betroffenen Kindern selbst zu verbessern. Wir sind fest entschlossen, die Erkenntnisse und Empfehlungen aus diesem Papier in die breitere Diskussion einzubringen und mit den relevanten Stakeholdern zusammenzuarbeiten, um positive Veränderungen herbeizuführen.

Wir sind uns bewusst, dass diese Thematik eine besondere Sensibilität erfordert, und wir setzen uns weiterhin intensiv dafür ein, Eltern in dieser schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen, auch über unsere Gruppe und Region hinaus. Die Doppeldiagnose darf kein Tabu-Thema sein, sondern erfordert eine offene und umfassende Aufklärung sowie eine engagierte Unterstützung der betroffenen Familien.

Besondere Ehrung für 10 Jahre Leitung der Gruppe: Im Rahmen eines beeindruckenden Ehrungsabends der Stadt Karlsruhe durfte ich persönlich eine besondere Auszeichnung für 10 Jahre engagierte Leitung der Elternselbsthilfegruppe entgegennehmen. Diese Ehrung erfüllt mich mit Stolz, ist jedoch gleichzeitig Ausdruck des gemeinsamen Engagements und der kollektiven Anstrengungen der gesamten Gemeinschaft.

Diese Anerkennung spiegelt nicht nur meinen persönlichen Einsatz, sondern auch die kontinuierliche Arbeit und das Engagement aller Mitglieder wider. Stellvertretend für alle Gruppenteilnehmer habe ich diese Ehrung gerne entgegengenommen als Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts, der unsere Gruppe auszeichnet. Die Ehrung gehört jedem Mitglied, das durch seine Teilnahme, Offenheit und Solidarität dazu beigetragen hat, unsere Gruppe zu dem zu machen, was sie heute ist. Und dieser besondere Moment zeigt auch, dass unsere Arbeit nicht nur lokal, sondern auch auf städtischer Ebene Anerkennung findet und einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft leistet.

Insgesamt möchten wir uns bei allen Mitgliedern, Unterstützern und Kooperationspartnern herzlich bedanken, die dazu beigetragen haben, dass EL-dro-ST Die Elternselbsthilfe für Drogenabhängige Söhne und Töchter im vergangenen Jahr so erfolgreich tätig sein konnte. Gemeinsam schaffen wir eine unterstützende Gemeinschaft, die sich für die Belange betroffener Familien einsetzt.

Bettina Konstandin
EL-dro-ST e. V.

Bettina Konstandin (1. Vorstand) und Dr. Andreas Gebauer (2. Vorstand)


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