Das Selbsthilfebüro der Paritätischen Sozialdienste in Karlsruhe veröffentlicht für Selbsthilfegruppen und Freunde der Selbsthilfe aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe folgenden Beitrag zum Thema Versicherungen in der Selbsthilfe:
Am 12.07.2022 nahm der Vorstand an der Fachtagung „Double Trouble – Sucht kommt selten allein“ in Stuttgart teil, die von der Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg e.V. in Kombination mit den ZfP Baden-Württemberg ausgerichtet wurde. Die Tagung richtete sich an alle Fachkräfte der ambulanten und stationären Suchthilfe, an die Suchtselbsthilfe und an Mitarbeitende in den Suchtstationen der ZfP sowie angrenzende Hilfsbereiche.
Für uns war die Teilnahme wertvoll, da wir in unseren wöchentlichen Gruppenabenden immer wieder feststellen müssen, dass sich die meisten Eltern nicht nur mit Sucht, sondern auch mit psychischen Krankheiten ihrer Kinder konfrontiert sehen. Hier wollen wir als EL-dro-ST e.V. auch in Zukunft kompetenter Ratgeber sein.
Sucht kommt fast immer in Begleitung. So haben wir auch gelernt, dass Doppel- und Mehrfachdiagnosen die Regel bei Süchtigen sind und nicht die Ausnahme. Dazu gehören beispielsweise Psychosen, Traumata, Borderline, ADHS, Angststörungen etc. Oft nehmen Süchtige ihre Drogen als Selbstmedikation, da sie sonst das normale Leben in Verbindung mit ihrer psychischen Erkrankung nicht aushalten. In einigen Fällen ist eine psychische Erkrankung aber auch Folge einer intensiven Drogensucht, beispielsweise Psychosen nach intensivem Cannabiskonsum.
Beeindruckt hat mich der Vortrag einer Therapeutin aus einer Einrichtung in Stuttgart, die das Thimesch und Trauma behandelt hatte. Hier wurde deutlich, dass wertschätzendes Verhalten gegenüber den Süchtigen kombiniert werden muss mit einem qualitativ hochwertigem Therapieangebot. Auch Rückfälle werden – von wenigen Ausnahmen abgesehen – therapeutisch behandelt und führen nicht automatisch zum Rauswurf, wie das in der klassischen Suchhilfe üblich ist.
Erst seit ca. 10 Jahren gibt es erste integrative Spezialangebote für kooperative Doppeldiagnose-Patienten. Doch dieser Personenkreis hat es schwer, kompetente Psychiater und Psychotherapeuten zu finden. Mit einer neuen Richtlinie „sektorenübergreifende Zusammenarbeit“ des Gemeinsamen Bundesausschusses G-BA soll die ambulante Zusammenarbeit für Süchtige verbessert werden. Dazu sollen sich Ärzte, Psychologen und andere Leistungsträger zu einem Netzwerkverbund zusammenschließen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde diese Richtlinie sehr kontrovers diskutiert. Nach der Tagung haben wir nachgeforscht: Bis Ende Juli ist noch kein einziger Netzwerkverbund in Baden-Württemberg gegründet worden. Wir als EL-dro-ST e.V würden uns hier in Karlsruhe natürlich ein entsprechendes Angebot wünschen. Daher werden wir in Zukunft genau verfolgen, ob ein entsprechendes Angebot in Karlsruhe entsteht.
Dr. Andreas Gebauer
2. Vorstand EL-dro-ST e.V.
Selbsthilfebüro Karlsruhe
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